Gräbt nach der deutschen Geschichte: Hannelore Hoger
Das Deutschlandlied in aller Munde – so wollten es seit Jahren die Vertreter von Politik, Kultur und Sport, so erleben wir es jetzt, weniger verordnet als spontan. Anlass ist die Öffnung der DDR. Im Überschwang der Gefühle werden nationale, auch nationalistische Töne hörbar.
Hoffmann von Fallersleben verfasste das Lied der Deutschen vor rund hundertfünfzig Jahren auf Helgoland. Keineswegs zufällig entstand es in jener Zeit und an jenem Ort. Mit dem kritischen Blick des Draußenstehenden schaute der Dichter aufs Festland zurück, auf die Schwierigkeiten, die die in sich zerrissenen deutschen Kleinstaaten mit Freiheit und Einigkeit hatten. Entstanden als hoffnungsvolle Utopie, begleiten Fallerslebens Strophen die wechselvolle Geschichte Deutschlands, der Bundesrepublik und zugleich das besondere Schicksal Helgolands.
Film von Sylvia Stasser und Wolfgang Würker mit Hannelore Hoger und Frank Wolff
Kamera: Andrzej J. Koszyk
Schnitt: Giusi Violani
Redaktion: Hans Helmut Hillrichs
Die Insel gehörte bis 1714 zum Königreich Dänemark, fiel dann an Großbritannien, wurde 1890 im Tausch gegen Sansibar deutsch. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs diente sie als Übungsziel der Royal Airforce. Seit 1952 ist Helgoland wieder Teil der Bundesrepublik. In diesem Jahr feiert die Insel ihre hundertjährige Zugehörigkeit zu Deutschland.
Unser Film beleuchtet neben dem Entstehungszusammenhang der Nationalhymne auch das ambivalente Verhältnis der Deutschen zu ihrem Lied, ein Verhältnis, das von der Geschichte immer wieder anders gestaltet, vor dem Hintergrund der aktuellen deutsch-deutschen Entwicklung als „deutsche Erbschaft“ womöglich eine neuerliche Umdeutung erfährt.