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Wer in denselben Fluss steigt, dem fließt anderes und wieder anderes Wasser zu. Heraklits Gedanken zum Strom der Zeit, in dem alles einem Wandel unterworfen und nichts von Dauer ist, beschreiben sehr gut das wechselvolle Schicksal der großen Ströme, die durch Deutschland fließen. Der Rhein, die Donau, die Elbe und die Oder: als traditionsreiche Verkehrs- und Handelswege wurden sie immer wieder zu Schauplätzen dramatischer Umbrüche im Weltgeschehen, zu Brennpunkten der Verständigung und der Konfrontation.
Mit ihren Stromlinien sind aufregende Abenteuer, bedeutende Namen, bahnbrechende Ingenieursleistungen und fesselnde Mythen verknüpft. An ihren Ufern ballen sich wichtige Glaubensstätten und Handelsstädte, Meisterleistungen der Kultur und die Zeugnisse brutaler Zerstörung. Sie haben den Aufstieg und Fall von Imperien erlebt, ferne Welten verbunden, Stämme und Völker zusammen gebracht oder getrennt. Vor Jahrtausenden nicht anders als heute.
Da ist der mythenumwobene Rhein, der sich mit vielen tausend Riffen, mit ungezählten Sand- und Kiesbänken, hartnäckig gegen seine Schiffbarkeit wehrte. Heute das vielgerühmte Symbol gelungener Völkerverständigung. Da ist die vitale, die vielsprachige Donau, Europas "europäischster" Strom. Ihre Wellen erzählen von schwierigen Begegnungen zwischen Okzident und Orient und führen in die Morgendämmerung menschlicher Zivilisation zurück. Da ist die unterschätzte Elbe, die vor kurzem noch zwei Welten angehörte und sie als Grenzfluss trennte. An ihren Ufern versammelt sie zauberhafte Natur- und Kulturlandschaften wie Perlen an der Schnur. Und schließlich die unberechenbare Oder, die - Jahrzehnte lang im zivilisatorischen Abseits - erst wieder lernen muss, eine Kraftlinie zwischen Deutschen, Polen und Tschechen zu sein.
Vier opulente, eigenwillige Flussbiografien. Filmisch und erzählend nehmen sie den Charakter der Ströme von heute auf und kehren zugleich zu den alten Flusslandschaften zurück, zu geheimnisvollen Untiefen und Schätzen, die im Flusssand verborgen sind. Sie zeigen das Quartett der Ströme so, wie es noch nicht zu sehen war.
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